EH: Ist das im Alltag nicht etwas aufwendig?
RC: Es braucht immer etwas Zeit, Neues auszuprobieren. Doch je mehr man experimentiert, desto einfacher wird es. Klar ist aber, dass Innovation heutzutage in der Profigastronomie ein Muss ist. Die Zeiten, in denen den Gästen die immer gleichen Gerichte vorgesetzt wurden, sind vorbei. Das funktioniert nicht mehr, die Gäste sind wesentlich anspruchsvoller geworden. Sie haben auch ein grösseres Kochwissen und ein Bewusstsein für gute Produktqualität entwickelt.
«Innovation ist heute für jeden Gastroprofi ein Muss.»
Deshalb können sie auch beurteilen, von welcher Qualität das Aufgetischte ist. Von einem Restaurantbesuch erwartet der heutige Gast ein Erlebnis mit neuen kulinarischen Ideen, Kombinationen und Geschmackserlebnissen. Wenn das nicht geboten wird, verzichten sie lieber auf das Auswärtsessen und kochen sich Zuhause etwas Feines. Profi-Köche müssen sich also auf neues Terrain wagen. Das gilt nicht nur für Restaurant-Köche, auch in der Care-Gastronomie ist das aktuell ein grosses Thema.
EH: Sie sind bekannt für ungewohnte Geschmackspaarungen. Welche begeistern Sie am meisten?
RC: Im Moment finde ich Kombinationen mit Sauerkraut spannend. Früher gehörte Sauerkraut zur Alltagsküche, die jüngere Generation kennt es hingegen kaum mehr. Dabei ist seine Säure fantastisch. Meine Version besteht aus einem Sauerkrautbett belegt mit paniertem und frittiertem Sbrinz und dazu etwas lauwarme, dunkle Schokoladensauce. Das Spiel von süss und sauer zusammen mit der salzigen Komponente des Käses ist wunderbar.
«Süss, sauer und salzig – ein schönes Spiel!»
Kraut mag ich generell – so ist eine meiner Dessertkreationen eine Rotkraut-Glace. Der Kohlgeschmack harmoniert gut zur süssen Komponente. Und auch die Kombination von Blumenkohl mit Erdbeeren mag ich sehr. Der süsse, fein saure Geschmack der Erdbeeren ergänzt den milden, kohligen Geschmack des Blumenkohls perfekt – etwa als Blumenkohl-Couscous mit Erdbeerwürfeln.