Food Waste: In der Produktion liegt viel Potenzial

Food Waste in der Lebensmittel-Produktion

verschiedene Trockenfrüchte

Etwa 35 Prozent des Food-Abfalls entsteht in der Lebensmittelindustrie, also etwa doppelt so viel wie in der Gastronomie und gleich hinter den Konsumenten, die mit einem Anteil von rund 40 Prozent am meisten Food Waste produzieren. Die Industrie ist also wesentlich für Food Waste mitverantwortlich. Deshalb verstärkt HACO hier seine bisherigen Massnahmen.

Laut dem Bundesamt für Umwelt BAFU gehen jährlich geschätzte 963'000 Tonnen Food Waste auf das Konto der Lebensmittelverarbeitung und stellt fest, dass bisher nur wenige produzierende Unternehmen messbare Reduktionsziele öffentlich kommuniziert haben. Etwas, das HACO nun ändert, sagt Selina Herzog vom HACO Innovation Lab (HIL) in Solothurn. Das HIL beschäftigt sich mit Entwicklungen von Ernährungsgewohnheiten und Trends, darunter auch zu Food Waste. «HACO und ihre Tochtergesellschaften verpflichten sich in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Dazu gehört, dass sich HACO das Ziel gesetzt hat, Food Waste, der als Lebensmittelabfälle und bei der Befüllung anfällt, bis 2027 um 60 Prozent zu reduzieren.» Eines der Fokus-Projekte bei HACO ist die Analyse, der sogenannten Sidestream-Produkten, mit der eruiert wird, wo und was an Abfall überhaupt anfällt und was weiterverwendet werden kann. Herzog: «Auf dieses Projekt legt HACO grosse Priorität.»

Als Verarbeiter habe HACO aber auch noch andere Möglichkeiten, Einfluss auf die Reduktion von Food Waste zu nehmen, sagt Herzog. «Wir können etwa an einer verlängerten Haltbarkeit arbeiten». Dazu gäbe es neue Technologien, um Lebensmittel-Produkte haltbarer zu machen, ergänzt Nadine Flükiger, die ebenfalls Teil des HIL-Teams ist. «Mit einem längeren Verbrauchsdatum entsteht auch weniger Food Waste.»

 

Mit der Verlängerung von Haltbarkeiten kann man Food Waste vermeiden

Bei HACO sieht man auch ein Potenzial bei der Aufklärung der Kunden und Konsumenten und in Bezug auf Haltbarkeitsdaten. «Denn ein Produkt ist in der Regel länger haltbar, als das Verbrauchsdatum angibt», so Herzog. Der App-Betreiber «Too Good To Go» etwa, der unverkaufte Lebensmittel vor dem Wegwerfen rettet, hat eine Kampagne mit dem Namen «Oft länger gut» gestartet. Damit soll die Öffentlichkeit sensibilisiert werden, dass bei richtiger Lagerung Food-Produkte oft auch über das Datum hinaus geniessbar sind. «Bei solchen Aufklärungen sind auch wir von der Lebensmittelproduktion gefragt», sagt Flükiger.

«Es gibt aber auch ganz traditionelle Methoden zur Haltbarkeitsmachung», ergänzt Herzog. «Ich denke da zum Beispiel ans Trocknen von Lebensmitteln, das seit Jahrtausenden gemacht wird. HACO hat hier eine grosse Erfahrung mit der industriellen Trocknung, die mit der Industrialisierung begonnen hatte. Aber auch Methoden wie Fermentation, eignen sich zur Haltbarkeitsmachung. Solche althergebrachten Methoden sind ja heute wieder im Trend.»

 

Ein grosser Food-Waste-Faktor sind die Abfälle, die bei der Produktion anfallen

Bei HACO und den Tochtergesellschaften werden im Sinne des Food Save in der Produktion auch immer häufiger Gemüse und Früchte verarbeitet, die von der Form und vom Aussehen her nicht der gängigen Norm entsprechen, aber sonst von der Qualität und dem Geschmack her einwandfrei sind. Aber auch die Herstellung von Food-Produkten ist eine Food-Waste-Quelle. Flükiger: «Gerade in der Produktion gibt es viele Lebensmittelabfälle, die meisten sind noch essbar oder können wiederverwertet werden. So entsteht bei der Herstellung von Säften oder beim Pressen von Oliven Trester, den man auch in neuen Produkten verwerten könnte.» Ein grosser Food-Waste-Faktor ist die Brotproduktion. Brotabfälle sind die Nummer 1 beim Entstehen von Food Waste. Auch die Würzen von HACO werden aus Abfallprodukten hergestellt – aus Sojaschrot. Doch die Vermeidung von Food Waste geht weiter als bei der Verwertung von Abfällen. Flükiger: «Wichtig ist, dass wir auch bei der Beschaffung der Rohstoffe auf das Thema Food Waste achten. Doch, und da sind sich Herzog und Flükiger einig: Der beste Abfall ist der, der gar nicht entsteht.»

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