Hatten Sie Erfahrung mit diätetischer Küche?
Überhaupt nicht. Mir war schnell klar, dass ich mir dieses Wissen unbedingt aneignen muss – und ging nochmals ein Jahr zur Schule. Und da stellte ich fest, dass es kaum moderne Koch- und Rezeptbücher gibt für Köchinnen und Köche, die für Menschen mit Schluckstörungen kochen. Diese Menschen bekamen ihr püriertes Essen – auch bei uns! – immer noch quasi mit dem Glacelöffel serviert. Mir war klar, dass ich das ändern will. Inzwischen hatte ich einige neue Leute anstellen können, darunter solche, mit denen ich früher in der Spitzengastronomie gearbeitet hatte. Sie kannten mich, sie wussten, was ich möchte. Zusammen investierten wir viel Zeit, um das Essen für Menschen mit Schluckstörungen angenehmer und schöner zu machen.
Was genau taten Sie?
Unsere Philosophie war, dass wir das pürierte Essen nicht mehr mit dem Glacélöffel servieren möchten, sondern dass es möglichst wie das Original aussehen sollte. Wir waren überzeugt, dass wir den Patientinnen und Patienten damit ein Stück Lebensqualität zurückschenken können. Wir erkundigten uns, was es für Formen gibt – in der Schweiz, aber auch überall in Europa und sogar in den USA. Welche Formen existieren bereits? Welche sind lebensmitteltauglich? Und welche können wir selbst herstellen? Wir waren überzeugt, dass es in der heutigen Zeit möglich sein muss, püriertes Essen wie das Original aussehen zu lassen. Wir haben viel ausprobiert, haben Hausfrauen unsere Rezepte nachkochen lassen, haben Lernende und Logopäden die Rezepte nachkochen lassen. Wir gingen an die Berufsschulen, waren überall unterwegs – und als dann das Buch rauskam, waren in einem halben Jahr drei Viertel der Auflage weg.
Wer kauft das Buch?
An den Berufsschulen kommt es regelmässig zum Einsatz. Wir unterstützen aber auch gern andere Betriebe, die mit dieser Art Küche vielleicht noch nicht so viel Erfahrung haben, wir helfen Alters- und Pflegeheimen.
Wie reagieren die Patientinnen und Patienten?
Die sind begeistert. Sie können es zum Teil gar nicht glauben, wie es uns gelingt, das Essen so schön aussehen zu lassen. Und dass es auch geschmacklich so nah ans Original rankommt. Es gibt sogar Patientinnen und Patienten, die sich unser Essen nach Hause liefern lassen, wenn sie bei uns mal ausgetreten sind. Das ist gerade für Familienangehörige eine riesige Erleichterung. Wir produzieren das Essen vor, und dann muss man es zu Hause nur noch auf den Teller legen und warm machen.